Fasziniert…

Fasziniert hat mich heute die Aufführung des Rosenkavaliers in der Staatsoper Wien.
Beeindruckt hat mich vor allem die Marschallin… ihre Melancholie, wenn sie über die verrinnende Zeit und das Altern spricht, ihre Leichtigkeit, mit der sie das Leben nimmt und durchaus genießt 😉 und ihrer Gabe selbst Gefühle mit Abstand zu sehen und damit auch die Tragweite abschätzen zu können, entscheiden zu können, loslassen zu können.
All das fasst sie so wunderbar zusammen, dass ich völlig fasziniert war:

„Leicht muss man sein, mit leichtem Herz und leichten Händen halten und nehmen, halten und lassen … Die nicht so sind, die straft das Leben, und Gott erbarmt sich ihrer nicht.“

Da liegt so viel Wahres in diesen Worten, auch wenn der Schluss theatralisch klingt und man darüber streiten mag ob nun das Leben straft, oder man sich selbst (schadet) und ob oder was Gott damit zu tun hat. Ich nehme so etwas ja aber nie wörtlich, sondern mehr „schicksalhaft“…

Das Altern, ja, das ist auch so eine Sache. In den nächsten Jahren wird es einsetzen, dass man den Alterungsprozess, der bereits in mir abläuft, sehen wird.
Ich bin hin- und hergerissen. Nicht, weil ich jetzt unbedingt Angst vorm Altern oder ein paar Falten hätte, sondern weil mein Äußeres nicht zu meinem Inneren zu passen scheint.
Mit dem Alter wünsche ich mir auch die dazugehörige Gelassenheit (wie war das mit „halten und lassen“?), die Weisheit, die in sich ruhende Selbstsicherheit. Von all dem scheine ich so weit entfernt zu sein. Ich fühle mich neugierig wie ein Kind, rebellisch wie ein Teenager, begeisterungsfähig wie ein Twen… und doch erkennen mich diese nicht als einen ihresgleichen – logisch, weil ich’s ja nicht bin! Aber es ist komisch, wenn man in einem Alter ist, in dem man für junge Leute einfach nicht existiert. Ich weiß ja wie das ist: Ich habe diese „älteren Frauen und Männer“ früher auch immer ausgeblendet. Und ich sehe, dass ich jemand werde, obwohl ich gar nicht werde…
Die Marschallin drückt es so gut aus, genau wie ich es fühle:

„Aber wie kann das wirklich sein,
daß ich die kleine Resi war
und daß ich auch einmal die alte Frau sein werd! . .
(…)
Wie kann denn das geschehen?
Wie macht denn das der liebe Gott?
Wo ich doch immer die gleiche bin.“

Und eine Gänsehaut macht mir dann ihr Fazit:

„Und wenn er’s schon so machen muß,
warum lasst er mich denn zuschau’n dabei,
mit gar so klarem Sinn? Warum versteckt er’s nicht vor mir?
Das alles ist geheim, so viel geheim.
Und man ist dazu da, daß man’s ertragt.
Und, in dem »Wie« da liegt der ganze Unterschied.“

Es ist ein wenig melancholischer als es meine Art ist, aber der letzte Satz beinhaltet die einzige Lösung, die es gibt: es geht darum WIE man altert. Wie man damit umgeht. Und das fängt auf jeden Fall mit der Auseinandersetzung damit an. Also. Erster Schritt: abgehakt. *lach*
(Wenn’s so einfach wär!)