Paleo leben – vom ersten Atemzug an (?)

Paleo-Ernährung ist im Trend. Und durchaus zurecht, denn es tut einfach gut. Noch mehr als in anderen Ernährungstrends geht es hier nämlich um einfaches, RICHTIGES Essen. Kein Fertigzeugs. Kein schnell-zwischendurch-gekauftes. Und ich glaube dass ist der Hauptgrund warum es so gesund ist.

Das ist nämlich einer meiner Kritikpunkte am Veganen: mittlerweile gibt’s überall vegan. Das ist ganz prima wenn man mal wo essen geht. Und ein paar vegane Grundsnacks sind auch ok. Aber es gibt immer mehr. Fertigprodukte. Ersatzprodukte. Voller Zucker und anderen ungesunden Schrott. Denn Hauptsache ohne Tier, alles andere ist (oft) zweitrangig. Finde ich eine bedenkliche Entwicklung…
Das geht bei Paleo (hoffentlich!) nicht so leicht, weil die Qualität und die Einfachheit der Nahrungsmittel eine ebenso große Rolle spielt wie das Was.
(Anmerkung: Ich habe durchaus große Akzeptanz und auch Respekt vor Veganern – ich war selbst 13 Jahre Vegetarierin und streckenweise auch vegan.)

Ich sehe schon auch „Gefahren“ bei Paleo als Trend – mal abgesehen davon, dass die meisten Leute nicht verstehen, dass die Steinzeit hier als eine Art BILD gebraucht wird, ein BEHELF um zu verstehen was eigentlich der Punkt ist!
Ich für mich nenne es deshalb ja schon länger ARTGERECHT. Artgerechte Menschennahrung, artgerechtes Menschenleben. Denn da merkt man, dass da noch viiiiiiel mehr hineinfällt als nur das Essen.
Das ist nämlich die eine Gefahr, die ich bei Paleo sehe: dass es nur aufs Essen reduziert wird. Es ist aber viel VIEL mehr.
(Die zweite Gefahr sehe ich übrigens im Herstellen von allzu viel Ersatzprodukten, das ist jedoch ein anderes Thema.)

Artgerechtes Leben.
Ernährung. Bewegung. Regeneration. Sozialleben. Fortpflanzung.
…all das und noch mehr gehört für mich dazu.

Was ich ein wenig vermisse, ist der Bereich Kinder und Paleo. Da gibt es zwar den ein oder anderen (wirklich netten!) Blog, wo es zB. um geeignete Kinderfrühstücksideen oder -snacks geht, oder um Muttermilch und Beikost.
Wichtige Themen, gute Themen. Aber eben nicht weitreichend genug! Wieder geht hier hauptsächlich ums Essen. Aber Essen alleine macht unser Leben noch nicht artgerecht!

Was ist eigentlich artgerecht für ein Baby? Schnuller? Kinderwagen? Babybrei? Windeln? ECHT JETZT???

Und genau DESHALB begeistert mich Paleo so! Es führt das weiter, was ich bei meinen Kindern gelernt habe! Denn da habe ich viel über Babys und Evolution gelesen, über das, was artgerecht bei Babys ist: getragen werden, zum Beispiel. Stillen nach Bedarf. Selber essen dürfen von Anfang an. Windelfrei. So wie es in der Steinzeit (Achtung! Behelfsbild!) vermutlich üblich war…

ABER! Und das ist ein großes Aber! Nicht als ambitioniertes Projekt. Ambitioniert ala: Hach, was bin ich nicht für eine tolle Übermutter, was tu ich nicht alles für mein Kind!
Nein, auch nicht als Projekt, bei dem sich alles einzig und nur ums Kind dreht, sondern aus einer völligen Normalität heraus. Nebenbei. Das Kind, das im Alltag einfach mitläuft. Es orientiert sich an uns, an unseren Sitten und Rythmen. Und wir geben ihm im Gegenzug was es braucht. Und das sind nicht tausend Plastikspielsachen und ein superduper Gitterbett. Sondern das ist ganz ganz ganz wenig. Mamas Busen. Papas Körperwärme. Ein paar Alltagsgegenstände zum Erforschen.
Alles andere brauchen wir Erwachsene! Einen Schnuller zum Beruhigen. Windeln, damits auch ja immer trocken bleibt. Einen Kinderwagen, damit das Kind unterwegs im Winter schnell mal wo abgelegt werden kann.
Und so weiter. Alles vollkommen legitim! Das ist das was ich meine: wir müssen nicht Steinzeit spielen, wenn es doch so bequeme Dinge gibt.
Aber wir sollten uns auch nicht einreden, dass BABYS das brauchen oder MAN das braucht. Wir können auch einfach „zugeben“, dass es UNS ab und zu das Leben erleichtert. Genauso wie Fertigpizza und Auto statt Bewegung das tun, und das Leben erleichtern. WIR ALLEIN bestimmen ab wann die Lebens-Erleichterung ins Gegenteil umkippt und beginnt schädlich zu werden…