Biologisch-stammesgeschichtliche Gründe


Menschenbabys sind Traglinge. Sie sind extra für das Getragen-werden gebaut. Menschenbabys kommen zu „früh“ auf die Welt. Von ihrer Entwicklung her wäre eine zwölfmonatige Schwangerschaft besser als nur eine neunmonatige, jedoch wäre es Frauen nicht möglich ein drei Monate altes Baby natürlich zu gebären (das hängt mit unserer aufrechten Haltung und dem dadurch verengten Becken zusammen). Daher reifen die Babys erst IM Körper und dann AM Körper nach.


Link: Artgerechte Haltung - Warum der menschliche Säugling ein Tragling ist.


Physiologische Gründe


Hüfte:

Die menschliche Hüfte ist bei der Geburt oft noch knorpelig weich (unreif). Damit sie korrekt verknöchert nimmt das Baby instinktiv eine spezielle Haltung ein: Es hockt die Knie bis auf Bauchnabelhöhe an und spreizt die Beine leicht (Anhock-Spreizhaltung). In dieser Haltung kann die Hüfte optimal nachreifen ohne dass Verformungen auftreten.

Diese Haltung wird beim Tragen berücksichtigt, dadurch wird die Hüftreifung beim Tragen optimal unterstützt.


Wirbelsäule:

Ein Baby kommt mit einem gerundeten Rücken (Totalkyphose) zur Welt. Die Streckung der Wirbelsäule vollzieht sich im ersten Lebensjahr. Die ideale Haltung eines Babys lässt das Rundwerden des Rückens zu.

Im Tragetuch oder einer geeigneten Babytrage ist dies gewährleistet.


Bandscheiben:

Die Bandscheiben sind bei einem Baby noch weich und durchblutet. Erst mit der Aufrichtung des jeweiligen Wirbelsäulenabschnittes erhalten sie ihre volle Funktion. Wenn der Rücken nicht abgestützt oder gar zusammengestaucht wird, kann es für die Bandscheiben und noch weichen Wirbelkörper Entwicklungsprobleme geben.

Deswegen wird das Baby durch das korrekt gebundene Tuch oder die Trage (möglichst individuell angepasst) stabil gestützt.


Sinne:

Beim Tragen werden die Sinne gefördert. Das Kind sieht, riecht, spürt und hört seine Umgebung viel intensiver als wenn es im Wagen liegt. Das regt die Gehirnentwicklung an.

Durch die größere Nähe zum Erwachsenen wird mit einem Trage-Baby durchschnittlich mehr gesprochen – das fördert schon früh die Sprachentwicklung.


Motorik:

Durch das Tragen wird der Gleichgewichtssinn stark ausgebildet - eine optimale Frühförderung für die Motorik (Balance).


Gehirnentwicklung:

Durch vielfältige Reize (zB. visuelle, taktile, kinästhetische, vestibuläre usw.) wird die Synapsenbildung angeregt und im Gehirn viele Vernetzungen hergestellt.

Das Kleinhirn ist für Bewegungsabläufe, Nerven, Balance und das Großhirn für Sinneseindrücke zuständig. Beides arbeitet zusammen und so entstehen durch das Tragen reiche Verknüpfungen.


Getragene Kinder weinen oft weniger. Weinen LASSEN erzeugt Stress, dann wird Cortisol ausgeschüttet und das ist ungesund für die Gehirnentwicklung. Werden die Kinder jedoch gehalten, wenn sie weinen, dann ist das Weinen NICHT ungesund, weil die Babys unmittelbaren Trost erfahren. Das wiederum hilft ihnen bei der Selbstregulierung und das wiederum ist gut für die Gehirnentwicklung.

(siehe auch psychologische Gründe)


Verdauung:

Durch die Wärme und die Bewegung wird das Verdauungssystem angeregt. Das kann bei Verdauungsschwierigkeiten und Blähungen helfen.


Psychologische Gründe


Geringerer Anpassungsschock, da die Bedingungen beim Tragen ählich den Bedingungen im Mutterleib sind (Enge, Wärme, Herzschlagnähe/Atemgeräusche des Tragenden=ähnlich weißem Rauschen, Abschirmung von Reizen, Schaukeln - all das wirkt beruhigend)

Tiefe Eltern-Kind-Bindung und dadurch Entwicklung von Selbstbewusstsein durch den Schutz und die Nähe der Bezugspersonen

Verbesserte Vater-Kind-Beziehung wenn der Vater trägt

Sicherheit und (Ur)Vertrauen durch Nähe (keine Angst vor Verlassen-werden)

Dadurch weniger Weinen

Verbesserte Sozialisation (Kind ist von Anfang an überall dabei und fühlt sich dazugehörig)



Weitere Alltags-Praktische Gründe


Hände frei für Haushalt und ältere Geschwister

Die Nähe zu dem Kind fördert die Milchbildung der Mutter

Guter Tag-Nacht-Rhythmus bzw. ruhigere Nächte